feeling Taxim

Ein Label wird 20 Jahre alt

Ganz nach dem Motto > more than just roots and pop < zeigt Taxim Records seit nunmehr 20 Jahren, daß es möglich ist gute Musik abseits der Hitparaden erfolgreich zu veröffentlichen und sogar von Europa aus in Amerika Fuß zu fassen.

Das musikalische Spektrum umfaßt Blues, Rock und Folk. Die veröffentlichten Künstler stammen zum Großteil aus den USA und Kanada. Alte Hasen wie Nick Gravenites (Electric Flag, Paul Butterfield Bluesband) Harvey Mandel (John Mayall, Canned Heat) stehen neben jüngeren Musikern wie Mary-Ann Brandon (Songwriter für Johnny Winter, Koko Taylor, Lonnie Brooks,.....) oder den Cache Valley Drifters (eine der beliebtesten Country-Folk-Newgrass-Bands Südkaliforniens).

1993 begann Taxim Records mit der Veröffentlichung einer CD Serie unter dem Namen ‘Talking With The Blues’, die eine ‘Anthologie über zeitgenössischen Blues aus den USA’ präsentiert. Die amerikanischen Bundesstaaten als unterschiedliche Blues-Regionen zu betrachten war die Idee, die hinter dieser Serie steckt. Bisher erschienen 4 CDs über Kalifornien (Bay Area Blues und More Bay Area Blues - San Francisco; Desaster City Blues und More Desaster City Blues - Los Angeles), 1 CD über Florida (Sunshine State Blues), 1 CD über New Jersey (Garden State Blues), 4 CDs über Tennessee (Good Whiskey Blues, More Good Whiskey Blues, Even More Good Whiskey Blues, A Cold Shot Of Good Whiskey Blues) und 1 CD über Texas (Truckin’ My Blues Away). Taxim versucht allerdings nicht, sich mit dieser CD-Serie in den momentanen Bluesboom einzuklinken, sondern führt nur konsequent den bisher gegangenen Weg fort. Es geht den Verantwortlichen um ‘musikalisch relevante Querschnitte durch die Welt des zeitgenössischen Blues, wie er heute abseits des großen music business blüht. Es geht um die spezielle Qualität, die den Blues noch immer zu einem Lebensgefühl werden lassen kann. Talking With The Blues liefert dazu kenntnisreich aufbereitete Zusammenstellungen mit hervorragenden US-Bluesmusikern zur Widerlegung des Vorurteils, Blues sei eine in Klischees erstarrte Musik. Der Blues lebt, und es geht ihm gut.’

Daß Taxim Records mit ihrer Veröffentlichungsstrategie richtig liegt, zeigt der Umstand, daß die CD ‘More Good Whiskey Blues’ 1995 den Nashville Music Award als ‘Outstanding Blues Album of the past year’ erhielt.

Anläßlich des Erscheinens der CD 20 Jahre feeling Taxim 1977-1997 entstand das Interview mit dem Chef von Taxim Records Hans-Hermann Pohle:

Jazzlife: Wie hat Taxim Records eigentlich begonnen?

Hans-Hermann Pohle: Wir begannen 1977 mit dem Vertrieb von Independent-Produktionen aus Amerika. Außerdem war Taxim ein Fanzine, das sich hauptsächlich mit Folk aus aller Welt und der Verknüpfung von Folk und Rock beschäftigte. Das Besondere dieser Zeitschrift waren die ausführlichen Biographien und Discographien der präsentierten Künstler. Insgesamt erschienen 30 Ausgaben dieses Fanzine. Die letzte Ausgabe wurde 1986 veröffentlicht, da der finanzielle Aufwand zu groß wurde. Seither ist Taxim nur mehr als Plattenfirma tätig.

JL: Was bedeutet der Name Taxim?

HP: Taxim ist ein Begriff aus der arabischen Musiktheorie und hat zwei Bedeutungen. Zum einen bedeutet es Ouvertüre, was im nahöstlichen Raum nicht nur ein instrumentales Vorspiel bezeichnet, sondern sich im Laufe der Zeit zu einem eigenständigen Musikstück entwickelt hat. Zum anderen bezeichnet man mit Taxim die Verknüpfung oder Verbindung von zwei Geraden. Diese Bedeutung haben wir in unserem Logo in Form des roten ‘X’ eingebaut, und genau diese Bedeutung war am Anfang Maßstab für die Auswahl der veröffentlichten Künstler. Taxim Records war immer auf der Suche nach Musikern, die verschiedene Musikstile verknüpfen, um daraus etwas Neues zu machen. Chris Darrow beispielsweise, der von Anfang an dabei war, hat uns auf diesen Begriff aufmerksam gemacht. Er war einer der ersten, der sich mit der Verbindung von amerikanischer Musik, wie R&B, Rockabilly, Bluegrass und Country-Rock mit arabischen Elementen beschäftigte. 1965 gründete er zusammen mit David Lindley die Gruppe ‘Kaleidoscope’, die erste Band, die Rockmusik mit Balkanelementen anreicherte. David Lindleys Vorliebe für exotische Saiteninstrumente stammt aus dieser Zeit.

JL: Wie kommen die Kontakte zu den Musikern, die auf Taxim Records erscheinen, zustande?

HP: Die einzigen Auswahlkriterien sind unsere persönlichen Vorlieben. Gute Musik gehört veröffentlicht und einem größeren Publikum näher gebracht. Nach 20 Jahren kann man schon davon sprechen, daß diese Strategie honoriert wird. Unser Schwerpunkt liegt zwar im Bluesbereich, doch wer sich den Jubiläums-Sampler anhört, wird erkennen, daß auch Folk, Roots-Rock, Bluegrass, Country und World Music-Produkte von uns veröffentlicht werden.

JL: Betrachtet man die Künstler der ‘Talking With The Blues’-Serie so fällt auf, daß hauptsächlich weiße Musiker darauf vertreten sind.

HP: Die amerikanischen Plattenfirmen sind nach wie vor der Meinung, daß Blues nur von schwarzen Musikern gut gespielt wird. Daher sind sie in den USA relativ gut repräsentiert, sofern man das von Bluesmusikern überhaupt behaupten kann. Wir sind der Meinung, daß die Hautfarbe nichts über die Qualität eines Bluesacts aussagt. Daher sind auf diesen CDs die weißen Musiker in der Überzahl. Außerdem sind einige Regionen in Amerika, wie z.B. Nashville/Tennessee traditonell weiß dominiert.

JL: Taxim hat 1995 einen ‘Nashville Music Award’ erhalten. Welche Bedeutung hat dieser Preis?

HP: In Amerika gibt es neben dem nationalen Grammy Award auch noch regionale Preise wie z.B. den Nashville Music Award. Daß wir den Preis erhalten haben, ist um so höher zu werten, da die Konkurrenten u.a.Albert Collins und John Lee Hooker waren. Die Jury hat trotzdem für uns entschieden, da ihnen die Auswahl der Künstler und die Aufbereitung der CD besonders gefallen hat.

JL: Das ist ein Punkt, den man besonders herausheben sollte. Die informativen und reich bebilderten Booklets, in denen nicht nur der/die

Frontman/woman gefeatured wird sondern auch meistens Informationen über die Begleitmusiker geboten werden, können ihresgleichen suchen.

HP: Unsere Devise, möglichst viele Details über einen Künstler anzubieten, stammt noch aus der Zeit, als es das Taxim Musikmagazin gab, und daran halten wir gerne fest.

JL: Ich wünsche noch weiterhin viel Erfolg und freue mich schon auf die nächsten Veröffentlichungen.